Gilgamesch

Gilgamesch
Gịl|ga|mesch (sumer. Mythol.):
als Gott verehrte babylonische Heldengestalt.

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Gịlgamesch,
 
ursprünglich Bịlgamesch, sumerischer König der 1. Dynastie von Uruk, der um etwa 2600 v. Chr. gelebt hat. -Gilgamesch ist der Held der in der altorientalischen Literatur weit verbreiteten Gilgameschdichtungen, deren Stoff vom 3. bis zum 1. Jahrtausend v. Chr. in sumerischer, akkadischer, hurritischer und hethitischer Sprache überliefert worden ist.
 
Das sumerische Erzählgut besteht aus noch voneinander unabhängigen Einzeldichtungen: 1) Das Kurzepos Gilgamesch und Agga von Kisch berichtet von dem Konflikt zwischen Uruk und der nordbabylonischen Stadt Kisch. 2) Gilgamesch und Huwawa; mehrere Versionen beschreiben den Zug des Gilgamesch und seines Freundes Enkidu gegen Huwawa, den Dämon und Hüter des Zedernwaldes im Libanon; 3) Gilgamesch, Enkidu und der Himmelsstier; 4) Gilgamesch, Enkidu und die Unterwelt; 5) Krankheit und Tod des Gilgamesch; schildert Krankheit und Tod des Helden sowie dessen Ankunft in der Unterwelt.
 
Wohl um 1700 v. Chr. entstand aus den Einzeldichtungen ein einheitliches Epos in akkadischer (altbabylonischer) Sprache, das bis zum 13. Jahrhundert v. Chr. auch in Hattusa und Megiddo verbreitet war. Das eigentliche Gilgamesch-Epos (um 1000 v. Chr.) ist überliefert in der jungbabylonischen Literatursprache auf elf Tafeln mit etwa 3 600 Verszeilen aus der Bibliothek Assurbanipals in Ninive. Als Autor oder dichterischer Bearbeiter wird - ungewöhnlich bei den meist anonymen altorientalischen Literaturwerken - der Priester Sinleke-Unnini genannt. Dieser Fassung wurde als zwölfte Tafel eine Teilübersetzung des sumerischen »Gilgamesch, Enkidu und die Unterwelt« angefügt. Proömium und Epilog des Epos führen nach Uruk, der Geburtsstätte des Gilgamesch, der zu zwei Drittel Gott und zu einem Drittel Mensch ist. Um Gilgamesch, den König von Uruk, von der Knechtung seiner Untertanen abzulenken, erschaffen die Götter den behaarten »Urmenschen« Enkidu, der nach einem Zweikampf mit Gilgamesch zu dessen Freund und Begleiter wird. Ihr erstes Abenteuer ist der Zug zum Zedernwald, der mit der Tötung des Huwawa endet. Wieder in Uruk, wird Gilgamesch zum Objekt der Begierde der Liebesgöttin Inanna; er weist sie ab; aus Rache fordert die Göttin von ihrem Vater die Herausgabe des Himmelsstieres, dessen Herabsteigen für Uruk sieben Hungerjahre bedeutet; Gilgamesch und Enkidu erschlagen den Stier. Hier schließt das Motiv vom Tod des Enkidu an, den Gilgamesch nicht hinnehmen will. Er begibt sich auf eine (Jenseits-)Reise zu dem von den Göttern an das Ende der Welt entrückten Sintfluthelden Utnapischtim. Der Weg dorthin führt über mehrere Jenseitsstationen, nämlich dem von einem Skorpion-Menschenpaar bewachten Gebirge Maschu, wo die Sonne aus der Tiefe aufsteigt und wieder in sie versinkt, dem mit Edelsteinbäumen bewachsenen Garten und dem »Grenzwirtshaus« (Nobishaus, Nobiskrug) der Schankwirtin Schiduri. Von hier aus überquert er mithilfe des Fährmanns Urschanabi das »Wasser des Todes« und gelangt zu Utnapischtim, der ihm trotz einer nicht bestandenen Probe das Geheimnis der Lebenspflanze enthüllt. In diese Episode des Epos ist die dem alttestamentlichen Bericht ähnliche Erzählung der elften Tafel von der Sintflut eingegliedert. Gilgamesch gelangt schließlich in den Besitz der Pflanze, die ihm jedoch von einer Schlange wieder entwendet wird. Erfolglos kehrt Gilgamesch nach Uruk zurück. Hier bricht die Überlieferung ab.
 
Von den wenigen Bildwerken der babylonischen Kunst, die sich auf Gilgamesch beziehen, sind zwei Terrakottaplatten zu nennen, deren Thema sein Kampf mit dem Monster Huwawa ist (Paris, Louvre beziehungsweise Berlin, Vorderasiatisches Museum).
 
 
A. Heidel: The Gilgamesh epic and Old Testament parallels (Neuausg. Chicago, Ill., 1971);
 
Ancient Near Eastern texts. Relating to the Old Testament, hg. v. J. B. Pritchard (Princeton, N. J., 31974);
 W. Röllig: G., in: Enzykl. des Märchens, hg. v. K. Ranke, Bd. 5 (1987);
 
Das G.-Epos, übers. v. A. Schott, neu hg. v. W. von Soden (Neudr. 1994).

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Gịl|ga|mesch (sumer. Myth.): als Gott verehrte Heldengestalt.

Universal-Lexikon. 2012.

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